Die Konstruktion eines Gleiswendels…
ist einfacher als es aussieht. In den folgenden Aufbaubeschreibungen wird der Bau anhand von Beispielen in unseren beiden Wendeln erklärt.
Planung
Sie stellt die Grundlage für einen spätern, reibungslosen Ablauf. Bei ihr sind einige Dinge zu beachten. Hier sind die wichtigsten aufgeführt:
Die Größe (Radius) muss so gewählt sein, dass der längste Zug nur die Hälfte bis ¾ des Umfangs benötigt. Keinesfalls darf die Zuglänge gleich oder sogar größer als der Umfang des Gleiswendels sein, da sich sonst der Zug wie eine Schlinge zusammenziehen und nach innen kippen könnte.
Es muss die Ein- und Ausfahrt des Gleiswendels bedacht werden. Soll der Zug in Gegenrichtung wieder ausfahren, so muss in diesem Fall die Anzahl der Ebenen X + ½ betragen (z.B. 3,5 bzw. 3½ ). Im Idealfall fahren die Loks in einem Gleiswendel linksdrehend (gegen den Uhrzeigersinn) nach oben. Dadurch befindet sich beim Rechtsverkehr (wie in Deutschland üblich) der auffahrende Zug auf dem kurvenäußeren Gleis, und muss somit eine geringere Steigung bewältigen. Beim in der Schweiz üblichen Linksverkehr sollten die Züge genau entgegengesetzt, also im Uhrzeigersinn nach oben fahren.
Die Steigung einer Trasse sollte bei Modellbahnanlagen in Spur N nicht größer als 2.5% (H0, 3.0%) sein. Dies muss besonders im Gleiswendel beachtet werden, da eine Bergauffahrt in Kurven für die Loks nochmals eine größere Belastung darstellt. Diese Angaben sind allerdings leicht variabel, da es immer auf die vorhandenen Loktypen und Anhängelasten ankommt. Bei der Bahn ist im normalen Fahrbetrieb eine maximale Steigung von 2.0% vorgeschrieben.
Die Höhendifferenz Δh zwischen den einzelnen Ebenen im Gleiswendel setzt sich aus der Mindestdurchfahrtshöhe (H5 bzw. H4 laut NEM) und der Brettstärke der Trasse + X cm Arbeitsspielraum zusammen. Die Mindestdurchfahrtshöhe ist abhängig vom Modellmaßstab und kann der NEM 102 und entnommen werden. Ersatzweise dient hierfür auch z.B. die Öffnungshöhe eines Tunnelportals.
Ebenso ist die Breite der Trassenbretter zu berechnen, welche sich aus den lichten Raummaßen (B1) + 2x dem Maß zum Ausscheren in Kurven (E) + der Verschraubung ergeben. Die lichten Raummaße sollten unbedingt der NEM 102 und NEM 103 entnommen werden, denn so kann ein wahrhaft reibungsloses aneinander Vorbeifahren der Züge im Gleiswendel garantiert werden.
Berechnung
Um die oben aufgeführten Punkte, sowie Trassenrelevanten Werte (z.B. Steigung, Radius,…) aufeinander abzustimmen, kann die untenstehende Tabelle dienen.
(Download als Excel97-Dokument .XLS).
Die in der Tabelle eingetragenen Werte entsprechen denen unseres größeren, ovalförmigen Gleiswendels. Sie können beliebig geändert werden.
Ersetzen Sie hierzu lediglich die Werte in den gelb hinterlegten Feldern, durch Ihre. In den türkisgrünen Zellen, können Sie dann Ihre Ergebnisse ablesen.
Gleichzeitig wird bei vollständiger Eingabe eine Auswertung vorgenommen. D.h., die Höhen der Fixierpunkte (Befestigungspunkte) je Ebene werden berechnet.
Konstruktion
Mit Hilfe der vorher berechneten Werte gelingt der Aufbau, wenn er auch sehr langwierig ist, doch meist problemlos.
Zuerst wird eine Unterkonstruktion für den Gleiswendel gebaut. Diese kann als einfache Spanplatte oder als Rahmenkonstruktion mit Sperrholzplatte ausgeführt werden. Der Gleiswendel sollte auf dieser Platte aufgezeichnet und evtl. ein Einstiegsloch vorgesehen werden.
Um einen flüssigen, ausgerundeten Übergang zwischen normaler Trasse und Wendeltrasse zu schaffen, bestehen zwei Möglichkeiten. Zum Ersten kann man bei der Benutzung einer Sperrholzplatte den Trassenanfang ca. 30cm einschneiden, und somit das Sperrholz biegen um eine Ausrundung zu erzielen. Als zweites steht im Falle einer Spanplatte eine Notlösung zur Auswahl (diese mussten wir benutzen). Die Platte kann um die Trassenstärke ca. 30cm ausgefräst, bzw. das Holz mit einem Stechbeitel herausgearbeitet werden. Anschließend kann ein Trassenstück aus Sperrholz eingeleimt (bzw. geschraubt) werden. Dieses wird zum Ausrunden des Trassenübergangs gebogen. Bei beiden Varianten wird so eine ausgerundete „Rampe“ zur Wendeltrasse hin erzielt.
Die Fixierpunkte, an denen die einzelnen Trassen übereinander befestigt werden, müssen ebenfalls mit eingezeichnet werden. In unserem Fall benutzten wir hiefür Gewindestangen 8mm, die an die Platte angeschraubt wurden. An Stelle dessen, kann man auch Holzlatten, Metallstangen, -Profile o.ä. benutzt werden. Gewindestangen haben den Vorteil, dass man mit Hilfe von Muttern und Unterlegscheiben, die einzelnen Trassen nicht nur fixieren, sondern auch ein- und nachjustieren kann.
Die einzelnen Trassenstücke für den Gleiswendel können jetzt eingesetzt, justiert und fixiert werden (deshalb Fixierpunkte). Zur Verbindung der Stücke untereinander (an den Enden) benutzten wir Messingbleche mit Bohrungen und „Spax“ Holzschrauben (10 x 3,5mm), wie man sie im Baumarkt und in der Eisenwarenhandlung zu kaufen bekommt.
Anschließend kann die Korkbettung aufgeklebt und darauf die Gleise verlegt werden.
Hinweise
Zum ausschneiden der Trassenstücken sollte man sich Schablonen anfertigen, so gelingt das Berechnen der benötigten Menge, das Aufzeichnen und Schneiden des Sperrholzes schneller und gleichmäßiger.
Man sollte die einzelnen Schritte immer Stück für Stück vornehmen, so dass genügend Platz zum Arbeiten bleibt.
Elektrische Kontakte, Anschlüsse usw. sollte man einsetzen oder anlöten, bevor die nächste Ebene darüber verlegt wird, damit auch für diese Arbeiten genügend Platz zur Verfügung steht. Die Gleisanschlüsse liegen bei uns in jeder Ebene übereinander, wobei diese auch als ein Streckenblock fungieren.
Die Konstruktion des Wendels mit Gewindestangen kann mittels Schraubhülsen und weiteren Gewindestangen jederzeit verlängert werden um eine oder mehrer Trassen den Gleiswendel überfahren zu lassen. Ebenso kann der Gleiswendel umfahren werden um z.B. eine Kehrschleife auszubilden, über die der Zug die Richtung wechselt und auf der Gegenspur seine ursprüngliche Strecke zurückfährt.
Weitere hilfreiche Tipps zum Wendelbau findet ihr auch hier auf der Website von Karl Ulrich Müller : www.muellerbahn.de
Super Anleitung! 🙂 Ich bin dabei meinen ersten Wendel zu bauen und habe so einiges erfahren. Vielen Dank dafür!!! 🙂
Keinesfalls darf die Zuglänge gleich oder sogar größer als der Umfang des Gleiswendels sein, da sich sonst der Zug wie eine Schlinge zusammenziehen und nach innen kippen könnte.
Das ist völliger Unsinn.
Das sehe ich auch so… kenne mehrer Videos von Gleiswendeln wo lange Züge weit mehr als eine Umdrehung im Gleiswendel „belegen“.